Die UN-Klimakonferenz steht vor der Tür. Weitere Themen: Wasserresilienzstrategie, Ostseefangquoten, Aktionspläne zu Mobilität und Fortschrittsberichte im Klimabereich.

Newsletter zur Europäischen Umweltpolitik

Nr. 16, 07.11.2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wir starten mit einer guten Nachricht: Deutschland, die Niederlande und die EU-Kommission stärken zumindest teilweise den Schutz der Doggerbank in der Nordsee. Ab dem 18. November ist etwa die Hälfte des deutschen Schutzgebiets für Grundschleppnetz-Fischerei gesperrt – ein Gewinn für Wale und Delfine. Der BUND fordert mit einer Petition weitere Maßnahmen.

 

Weniger erfreulich ist der Zustand vieler Agrar- und Wiesenvögel, betrachtet man die an die EU übermittelten Daten. Der neue Bericht „Vögel in Deutschland – Bestandssituation 2025“ zeigt gemischte Entwicklungen. Der NABU fordert mehr Renaturierung und konsequenten Schutz.

 

Auch unsere EU-News bewegen sich zwischen Fortschritt und Rückschritt: Wir berichten über das abgeschwächte EU-Klimaziel für 2040, das neue Arbeitsprogramm der Kommission für 2026, Änderungen an der Entwaldungsverordnung (EUDR), Ewigkeitschemikalien PFAS und das Soil Monitoring Law. Zudem setzen wir uns mit anderen Organisationen für strenge Pestizidregeln im Omnibuspaket ein.

 

Zur UN-Klimakonferenz in Belém haben wir Ihnen eine Übersicht aktueller Veröffentlichungen zusammengestellt. Brasiliens Präsident Lula da Silva hat bereits einen neuen Milliardenfonds zum Schutz der Tropenwälder gestartet: die Tropical Forest Forever Facility.

 

Viel Freude beim Lesen!
Ihr Redaktionsteam

 

 

 

EU-NEWS

 

EU beschließt abgeschwächtes Klimaziel für 2040

Die EU-Umweltminister*innen haben eine Einigung über das neue Klimaziel für 2040 erzielt. Der Ausstoß von Treibhausgasen soll demnach bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 sinken. Damit folgt der Rat grundsätzlich dem Vorschlag der EU-Kommission, schwächt ihn aber in entscheidenden Punkten ab. Umweltverbände sprechen von einer Mogelpackung.

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Deregulierung im Fokus: EU-Kommissionsprogramm für 2026 stößt auf Kritik

Die Kommission hat am 21. Oktober ihr Arbeitsprogramm für 2026 vorgestellt. Ein zentrales Ziel ist die Vereinfachung von Gesetzen und Richtlinien, um sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Verwirklichung des Binnenmarktes voranzutreiben. Umweltverbände warnen: Europa kann sich nicht aus Umwelt- und Sozialkrisen deregulieren. Untätigkeit und Abschaffung von Standards erhöhten sogar die Kosten.

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EU-Kommission schwächt Waldschutzgesetz

Die Europäische Kommission hat vorgeschlagen, die Entwaldungsverordnung (EUDR) nochmals zu „vereinfachen”, nicht aber um ein weiteres Jahr zu verschieben. Kleinst- und Kleinunternehmen sollen mehr Zeit bekommen, für andere gelten Übergangsfristen. Begründet wurde dies zunächst mit IT-Problemen. Umweltverbände nennen das „eine beschämende Kapitulation vor politischem Druck“.

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Omnibus Lebensmittelsicherheit: Hunderte Verbände für strenge Pestizidregeln

138 Organisationen aus ganz Europa haben die EU-Kommission nachdrücklich aufgefordert, ihre Pestizidgesetze beizubehalten und ihre vollständige Umsetzung zu priorisieren. Der Deutsche Naturschutzring unterstützt den Offenen Brief zum Schutz von Umwelt und Gesundheit. 

Hintergrund ist das Omnibuspaket zur Vereinfachung der Lebens- und Futtermittelsicherheit. Die entsprechende Konsultation endete am 14. Oktober.

Zur Publikationsseite und zum Offenen Brief (englisch)
PFAS: Gesundheitsgefahr in Trinkwasser, Böden und Nahrung

Die „Ewigkeitschemikalien“ PFAS sind inzwischen überall: Der BUND hat sie jetzt in Trinkwasserproben nachgewiesen. Eine Studie zeigt, dass Pestizide mit PFAS-Struktur zur Belastung mit Trifluoressigsäure (TFA) beitragen. Selbst Blutproben von EU-Führungskräften sind belastet. Chemische Verschmutzung gilt zudem als Mitursache für die Gesundheitskrise unter Männern in Europa.

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EU-Richtlinie zur Bodenüberwachung (Soil Monitoring Law) angenommen

Das EU-Parlament hat die Richtlinie zur Bodenüberwachung (Soil Monitoring Law) final angenommen. Trotz deutlicher Abschwächungen gibt sich die Europäische Union damit erstmals ein Gesetz für den Bodenschutz. Der Druck der Agrar- und Forstlobby zur Verhinderung war nicht erfolgreich. Umweltverbände reagierten erleichtert.

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Verbesserungsbedarf bei Wasserresilienzstrategie

Mitte Oktober hat der Umweltrat seine Schlussfolgerungen zur Europäischen Wasserresilienzstrategie gebilligt. Die Living Rivers Europe Koalition begrüßt die Anerkennung, fordert aber aber einen klareren Rechtsrahmen, mehr Förderung naturbasierter Lösungen und Verbesserungen bei Herstellerverantwortung und Wassereffizienz.

Zur Meldung von EBB
Ostsee-Fangquoten weiterhin hoch

Sprotte und Hering sind zentrale Arten in der Nahrungskette der Ostsee, trotzdem hat der EU-Fischereirat Ende Oktober wieder hohe Fangquoten genehmigt. Ohne eine tiefgreifende Reform und ehrliches ökosystembasiertes Management sei das gesamte Nahrungsnetz der Ostsee in Gefahr, so die Deutsche Umwelthilfe.

Zur Meldung der DUH

COP30: Klimagipfel im Amazonasdelta

Vom 10. bis 21. November findet die UN-Klimakonferenz in Belém statt – zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen. Im Fokus stehen das 1,5-Grad-Ziel, aktualisierte Klimabeiträge und Finanzzusagen. Umweltverbände kritisieren die zögerliche Überarbeitung nationaler Ziele und fordern klare Indikatoren für Anpassung, verbindliche Ausstiegspläne aus fossilen Energien und eine gerechte Finanzierung

  • Germanwatch: Dossier zur COP30
  • BUND: COP30 im Amazonas. Die grüne Lunge der Welt atmet schwer
  • DUH: Forderungen gegen Entwaldung, Methan und fossilie Energien
  • CAN Europe: COP30 Demands for the EU
  • ClientEarth: Erwartungen, Briefing und Forderungen zur COP30
  • Klima-Allianz: Pressemitteilung zur COP30
  • Greenpeace: Dossier zur COP30 
  • EU-Kommission: Pressestatement
Hochgeschwindigkeitszüge und nachhaltigere Kraftstoffe

Das EU-Verkehrssystem soll effizienter, vernetzter, zugänglicher, sauberer und widerstandsfähiger werden. Dazu hat die EU-Kommission Anfang November zwei Aktionspläne verabschiedet. Für einen zukünftigen grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsschienenverkehr werden unter anderem verbindliche Fristen und koordinierte Finanzierungsstrategie vorgeschlagen. Um den übrigen Verkehr nachhaltiger zu gestalten, sind vor allem Investitionen zur Förderung kohlenstoffarmer Kraftstoffe geplant.

Zur Mitteilung der Kommission
Fortschrittsberichte Energieunion und Klimaschutz

Im Jahr 2024 sind die Netto-Treibhausgasemissionen in der EU im Vergleich zu 2023 um 2,5 Prozent gesunken und lagen damit 37,2 Prozent unter denen von 1990. Erneuerbare Energien machen – mit regionalen Unterschieden – 47 Prozent des aktuellen Strommix aus. Da in den fast 35 Jahren das BIP um 71 Prozent gestiegen ist, weist dies auf eine Entkoppelung von Emissionen und Wirtschaftswachstum innerhalb der EU hin. Doch dass weiterhin noch erhebliche Anstrengungen nötig sind, um die Vollendung der Energieunion und Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, zeigen die aktuellen Fortschrittsberichte auch.

Zur Mitteilung der Kommission
 
 Zum Eintauchen: Neue Studien und Berichte
Emissionen der Viehwirtschaft 

Viehwirtschaft ist für 12 bis 19 Prozent der anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich, dies belegt eine aktuelle Studie von Foodrise und weiteren NGOs. Auf die fünf größten Fleisch- und Molkereikonzerne entfallen dabei 48 Prozent des Gesamtausstoßes. Allein das größte Unternehmen JBS ist für 24 Prozent verantwortlich. Die Studie empfiehlt mehr pflanzenbasierte Nahrung für wohlhabende Länder, Berichterstattungspflichten und bindende Reduktionsziele, um Emissionen zu senken.

Zur Studie

Ernährungs- und Klimagerechtigkeit

Die EAT Lancet Kommission liefert neue, evidenzbasierte Erkenntnisse zu Ernährung und menschlicher Gesundheit im Spannungsfeld mit ökologischer und sozialer Gerechtigkeit. Neue Mess‑ und Bewertungsansätze beziehen planetare Grenzen und Aspekte der Ernährungsgerechtigkeit in die Forschungsergebnisse und Modellierungen ein. Auf Basis der Ergebnisse unterbreitet die Kommission Handlungsempfehlungen für Ernährungssysteme im Zeitalter von SDGs und Kunming–Montreal Global Biodiversity Framework.

Zur Studie

Teure Untätigkeit in der Klimakrise

Jeder Euro in Klimaschutz spart bis zu zehn Euro an Folgekosten, so Prof. Sigrid Stagl (WU Wien), Autorin einer Studie über Kosten der Klimakrise. Bei 3 °C Erwärmung würde das BIP der EU um rund zehn Prozent sinken und bis 2050 Produktionsverluste von über fünf Billionen Euro drohen. Stabilität und Wohlstand könnten gefährdet sein, unter anderem durch Extremwetter und Gesundheitsfolgen. Koordinierte Maßnahmen hingegen würden ökonomisch, sozial und politisch stabilisierend wirken.

Zur Meldung

Kurz & Knapp: laufende Konsultationen/Feedbackmöglichkeiten

bis 10.11.: Biotech-Rechtsakt

bis 18.11.: Energieeffiziente Gebäude – Portfoliorahmen zur Erhöhung der Kreditvergabe für Renovierungen (delegierter Rechtsakt) 

bis 20.11.: Aktionsplan für Elektrifizierung

bis 20.11.: Energie – Strategie für die Wärme- und Kälteversorgung

bis 12.12.: Schutz des Tierwohls bei bestimmten Nutztieren im Haltungsbetrieb: Modernisierung der EU-Rechtsvorschriften

bis 9.01.26: Legislative initiative on CO2 transportation infrastructure and markets

 

Es lohnt ein regelmäßiger Blick auf die Seite mit den laufenden Konsultationen der EU-Kommission: Have your say!
Auch die neue europäische Plattform für Bürgerbeteiligung wartet regelmäßig mit neuen Themen zum Mitmachen auf.

 

Aus dem Netz gefischt
  • Kalender des EU-Parlaments 2027
  • Seas At Risk: An extraordinary IMO meeting with extraordinary circumstances for the future of shipping
  • BMUKN: G20-Umweltminister einigen sich auf Erklärungen zu sauberer Luft und Kampf gegen Umweltkriminalität
  • EuroNatur: Natur auf dem Balkan in Gefahr: Umweltvorschriften werden beim EU-Beitritt vernachlässigt
  • WWF: International NGO response to Finnish and Swedish Prime Minister statements on LULUCF
  • EU-Kommission: Kommission schlägt Maßnahmen zur Unterstützung des Generationswechsels in der Landwirtschaft vor
  • EPRS/Think Tank EU-Parlament: Schutz der biologischen Vielfalt der Meere in der Hohen Seer
  • Rat: Rat legt Standpunkt zur Vereinfachung der Anforderungen für chemische Produkte fest

 

TERMINE

 

9.-10.11. Gipfeltreffen EU-CELAC, Santa Marta

13.-14.11. Rat für Wirtschaft und Finanzen, Brüssel

17.11. Rat für Allgemeine Angelegenheiten, Brüssel

17.11. Rat für Landwirtschaft und Fischerei, Brüssel

20.11. Rat für Auswärtige Angelegenheiten, Brüssel

24.11-05.12. CITES COP20, Samarkand, Usbekistan [Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora] 

24.11. Rat für Auswärtige Angelegenheiten, Brüssel

1.12. Rat für Auswärtige Angelegenheiten, Brüssel

1.-2.12. Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz, Brüssel

4.-5.12. Rat für Verkehr, Telekommunikation und Energie, Brüssel

8.-9.12. Rat für Justiz und Inneres, Brüssel

8.-9.12. Rat für Wettbewerbsfähigkeit, Brüssel

11.-12.12. Rat für Landwirtschaft und Fischerei, Brüssel

12.12. Rat für Wirtschaft und Finanzen, Brüssel

15.12. Rat für Auswärtige Angelegenheiten, Brüssel

15.12. Rat für Verkehr, Telekommunikation und Energie, Brüssel

16.12. Umweltrat, Brüssel

16.12. Rat für Allgemeine Angelegenheiten, Brüssel

18.-19.12. Europäischer Rat

 
Rechtliches

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