Wie oft schafft es die Umweltbewegung schon, ihren betriebsamen Alltag einmal zu unterbrechen und gemeinsam innezuhalten? Rund 170 Personen aus Ost und West, Nord und Süd, jung und alt, aus Verbänden, Stiftungen, Organisationen und der Politik kamen am 9. Oktober in Berlin zusammen. Nicht nur, um das 75. Jubiläum des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring zu feiern, es gab auch viel Raum für inhaltlichen Austausch, Möglichkeiten zum Netzwerken und engagierte Diskussionen.

Am 10. Oktober haben die Delegierten aus 100 Mitgliedsorganisationen des DNR nicht nur ein neues Präsidium gewählt, sondern auch politische Leitlinien verabschiedet. Die Mitgliederversammlung stand im Zeichen der Stärkung von Demokratie und Vielfalt sowie der Absicherung des Engagements von Millionen Ehrenamtlichen im Natur-, Umwelt- und Tierschutz.

Ende 2026 will die EU-Kommission ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz, den Circular Economy Act, vorlegen. Der Handlungsdruck bleibt hoch, denn europäische Produktion und Konsum verursachen weltweit weiterhin erhebliche Umweltschäden. Deutsche Umweltorganisationen haben eigene Ideen erarbeitet. 

Unsere Kollegin Mateja Kahmann, Projektreferentin für Kreislaufwirtschaft beim DNR, hat die wichtigsten Punkte zusammengefasst. 

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland beim Ressourcensparen durch Reparieren hinterher. Das ergab eine Studie des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM). Die Autoren ermittelten, wie Verbraucher*innen in sieben Ländern über Reparaturen denken.

Die Geschäftsführerin Dörte Reimann vom Runden Tisch Reparatur e.V. analysiert für uns, was wir jetzt brauchen.

Der Ressourcenverbrauch entscheidet über die Zukunft unserer Gesellschaft – und darüber, wie gerecht sie ist. Umweltschutz ohne soziale Gerechtigkeit wird nicht funktionieren, denn wer bei Veränderungen zurückgelassen wird, blockiert den Wandel.

Unsere Autor*innen Iris Frey und Anahita Reinsch vom Netzwerk Ressourcenwende plädieren daher für eine Ressourcenwende, die für alle Chancen bietet und niemanden ausschließt.

Mit der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) will die Bundesregierung den Primärrohstoffverbrauch deutlich senken. Dafür hat sie für diesen Herbst ein Eckpunktepapier angekündigt. Diese konkreten Maßnahmen sind noch nicht veröffentlicht, Germanwatch hat der Regierung aber bereits Vorschläge dazu gemacht.

Lesen Sie im Positionspapier, mit welchen Ansätzen die Kreislaufwirtschaft vorangebracht werden kann – etwa mit nachhaltiger öffentlicher Beschaffung und digitalen Lösungen.

Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet 2030 mit einem niedrigeren Stromverbrauch, als zum Beispiel die Bundesnetzagentur prognostiziert. Das ergab der Mitte September veröffentlichte Monitoringbericht zur Energiewende. Umweltorganisationen halten das Monitoring nicht für einen echten Realitätscheck, sondern sehen darin einen Vorwand, die Energiewende aufzuschieben. „Wer heute bremst und damit ein Defizit an grüner Energie riskiert, schadet Deutschland wirtschaftlich wie sozial und macht das Land anfällig für Preisrisiken durch fossile Importe und die Auswirkungen geopolitischer Krisen“, kritisierte DNR-Präsident Kai Niebert.

Für das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz hat das Bundesumweltministerium Ende September mehr finanzielle Mittel versprochen. Die Vorschläge von Bundesumweltminister Carsten Schneider sehen vor, in den kommenden Jahren vier Milliarden Euro für Moorschutz, Waldumbau und saubere Gewässer zur Verfügung zu stellen. Das sei dringender denn je, denn der Zustand unserer Ökosysteme sei alarmierend, sagte dazu DNR-Geschäftsführer Florian Schöne. Der jüngste Umweltzustandsbericht der Europäischen Umweltagentur untermauert dies.

Anfang Oktober hat die Vorsitzende des Präsidiums von Germanwatch und Beisitzerin im Präsidium des DNR Silvie Kreibiehl das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Sie erhielt die Auszeichnung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement für Klimaschutz und eine lebenswerte, gerechte Zukunft für alle. Wir gratulieren ganz herzlich zur Auszeichnung.

Unter dem Motto „Natur Mensch Zukunft“ findet im kommenden Jahr der 38. Deutsche Naturschutztag (DNT) statt. In Berlin treffen sich vom 10. März bis 14. März 2026 Naturschutz-Profis und Engagierte, um sich auf dem Fachkongress über aktuelle Themen des Naturschutzes auszutauschen und zu vernetzen. Neben Vorträgen und Ausstellungen wird es auch Exkursionen und Barcamps geben. Die Anmeldung zum DNT ist ab November möglich.

Zahlreiche deutsche Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen sowie Landwirtschaftsverbände haben von der Bundesregierung entschlossenes Handeln in der Agrarpolitik gefordert. Angesichts des Rückgangs der biologischen Vielfalt, der Klimakrise und der Stagnation beim Umbau der Tierhaltung betonten die Organisationen, es sei ökonomisch notwendig, die Agrarpolitik grundlegend zu reformieren. Nur so ließen sich die Klima- und Biodiversitätsziele erreichen, eine gesunde Ernährung und lebenswerte ländliche Räume sichern sowie faire Preise für Landwirt*innen erzielen.

Im September hat der BUND gemeinsam mit seinen Partnern das Projekt Quervernetzung Grünes Band abgeschlossen. In fünf Regionen wurden ökologische Korridore geschaffen, die über Trittsteine in die Umgebung führen. Wiedervernässtes Grünland, aufgelockerte Waldsäume, lebendige Moore und blühende Bergwiesen erweitern den Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Davon profitieren etwa Kreuzotter und Kiebitz, Waldbirkenmaus, Orchideen, Arnika und Wildbienen. Außerdem tragen die Maßnahmen dazu bei, Wasser in der Landschaft zurückzuhalten. Das Grüne Band ist mit knapp 1.400 Kilometern der längste Biotopverbund Deutschlands – entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze von der Ostsee bis nach Bayern.

Am Welttierschutztag (4.10.) haben Tierschutzorganisationen und der DNR an die Bundesregierung appelliert, sich entschlossener für wirksamen Tierschutz einzusetzen. So sollen etwa Tiere in der Landwirtschaft besser geschützt, eine Positivliste für Heimtiere erstellt, Schlupflöcher im Onlinehandel mit Tieren geschlossen und die Forschung ohne Tierversuche gestärkt werden.

Seit Oktober gibt es die Telefonhotline „Call a Pet“, die der Deutsche Tierschutzbund initiiert hat. Damit können Menschen mit Tierheimtieren sprechen – möglich macht das eine Künstliche Intelligenz (KI), die den Tieren eine Stimme verleiht. So erzählen Hunde und Katzen selbst von ihren Eigenheiten, Vorlieben und Macken. Ziel ist es, herauszufinden, ob Tier und Mensch gut zueinander passen. „Call a Pet ist keine technische Spielerei, sondern zeigt, wie Technologie helfen kann, echte Probleme zu lösen“, betont KI-Spezialist Lukas Bausch.