Über sieben Jahrzehnte hat der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring einen Platz in der deutschen Geschichte eingenommen, Umwelt- und Naturschutz betrieben und Politik mitgestaltet. Als wachsende zivilgesellschaftliche Organisation galt es aber auch immer wieder, sich flexibel an ändernde Bedingungen und Prioritäten anzupassen.

Eine umwelthistorische Betrachtung von Jürgen Rosebrock, Stiftung Naturschutzgeschichte

Die Welt ist in Aufruhr und Politik und Gesellschaft stehen vor erheblichen Aufgaben. Der Umweltdachverband mit seinen Mitgliedern und Verbündeten streitet seit sieben Jahrzehnten für Ökologie und Soziales, für kulturelles Miteinander und Demokratie. Damit am Ende alle gewinnen.

Von Anna Geuchen, Deutscher Naturschutzring

In unserer Chronik zum Jubiläum lassen wir Pionierleistungen und Höhepunkte von der Gründung bis heute Revue passieren. Haben Sie zum Beispiel schon einmal von dem Natur- und Umweltnottelefon gehört? 1972 konnten über diese Leitung Menschen direkt beim DNR anrufen, um Umweltverschmutzungen zu melden. 22 Jahre später wurde der Umweltschutz im Grundgesetz verankert – der DNR hatte sich für die Verfassungsänderung eingesetzt. Der Tierschutz fand 2002 als Staatsziel Eingang in das Grundgesetz. 2015 wurde das 1,5 Grad-Ziel im Pariser Klimaabkommen verabschiedet und im gleichen Jahr der Nachhaltigkeitsforscher Kai Niebert zum DNR-Präsidenten gewählt. 

Im Jahr seines 75-jährigen Bestehens blickt der DNR nicht nur zurück, sondern vor allem nach vorn. Seit seiner Gründung 1950 ist der Umweltdachverband die gemeinsame Stimme der deutschen Umwelt-, Natur- und Tierschutzbewegung. Heute vereint der DNR rund 100 Organisationen mit etwa 11 Millionen Menschen unter seinem Dach. Allen gemein ist ihr Einsatz für den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen – für heutige und kommende Generationen. „Naturschutz, Umweltschutz und Tierschutz sind Daseinsvorsorge – für unser Klima, unsere Gesundheit, unsere Demokratie“, betont DNR-Präsident Kai Niebert im Jubiläumsjahr: „Was wir schützen, schützt uns.“

In seinem Jahresbericht 2024 beleuchtet der DNR ein Jahr, das von politischen Turbulenzen, gesellschaftlicher Polarisierung und ökologischen Rückschritten geprägt war. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen setzte sich der Umweltdachverband mit Nachdruck für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und für einen sozial gerechten ökologischen Wandel ein. Die Herausforderungen waren vielfältig: Die Auswirkungen der Inflation, ein Rückbau zentraler Elemente des europäischen Green Deals, das Ringen um eine zukunftsfähige Agrarpolitik sowie zunehmende Angriffe auf Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen bestimmten die politische Debatte.

Im August hat Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche angekündigt, im Rahmen der Kraftwerksstrategie mehr Gaskraftwerke als bislang vorgesehen auszuschreiben. Der DNR warnt daher vor einem Rückfall in fossile Abhängigkeiten. Dies wäre mit unverantwortlich hohen Kosten für Klima, Haushalte und Versorgungssicherheit verbunden. Auch nach den EU-Beihilferegeln darf Erdgas nur als Übergangsbrennstoff gefördert werden, aber nur dann, wenn die Vereinbarkeit mit den Klimazielen für 2030 und 2050 nachgewiesen ist.

Zehn Umweltorganisationen, darunter der DNR, haben Anfang September in einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz appelliert, an der Entscheidung über das EU-Klimaziel für 2040 am 18. September im EU-Umweltrat festzuhalten. Frankreich drängt auf eine Verschiebung. Dadurch könnte das Ziel von minus 90 Prozent Treibhausgasausstoß abgeschwächt und zu spät bei der UN-Klimakonferenz eingereicht werden. Ein Aufschieben der Klimaziele würde nicht nur den internationalen Klimaschutz gefährden, sondern auch Deutschlands Zukunft, heißt es in dem Brief.

Strom aus Wind und Sonne ist das Rückgrat einer klimaneutralen Zukunft. Und ein bezahlbarer Strompreis ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Energiewende. Zahlreiche Umweltorganisationen, darunter der Dachverband DNR, haben im Juli aufgezeigt, wie sich Strompreise in Deutschland dauerhaft senken und gleichzeitig Klima- und Energieziele erreichen lassen. Die zentrale Botschaft ihres gemeinsamen Positionspapiers: Nur erneuerbare Energien können die Kosten im Stromsystem nachhaltig senken. Ein günstiger Strompreis ist Grundlage für sozial gerechten Klimaschutz und Voraussetzung für die erfolgreiche Elektrifizierung in den Sektoren Gebäude, Verkehr und Industrie.

„Bezahlbarkeit und Quantität dürfen nicht gegen Qualität und Verantwortung für die Zukunft ausgespielt werden“: Das fordern der Bund Deutscher Landschaftsarchitekt*innen, die Deutsche Umwelthilfe, Architects for Future, die Bundesarchitektenkammer und der Paritätische Gesamtverband in einem gemeinsamen Papier. Hintergrund ist die geplante Einführung eines Paragrafen im Baugesetzbuch, der unter anderem durch verkürzte Fristen, den Wegfall von Bebauungsplänen und eine Beschränkung der Beteiligungsrechte den Wohnungsbau beschleunigen soll. Die Unterzeichner plädieren für einen „Planungsrahmen, der ermöglicht statt hemmt – für kostenbewusstes, flächeneffizientes, klima- und sozialgerechtes sowie gestalterisch hochwertiges (Um-)Bauen“.

Unter dem Motto „Natur Mensch Zukunft“ findet im kommenden Jahr der 38. Deutsche Naturschutztag (DNT) statt. In Berlin treffen sich vom 10. März bis 14. März 2026 Naturschutz-Profis und Engagierte, um sich auf dem Fachkongress über aktuelle Themen des Naturschutzes auszutauschen und zu vernetzen. Neben Vorträgen und Ausstellungen wird es auch Exkursionen und Barcamps geben. Die Anmeldung zum DNT ist ab November möglich.

Wie lässt sich in einer Zeit zunehmender Polarisierung und Verunsicherung der Einsatz für Umwelt- und Naturschutz souverän vertreten? Was hilft, in kritischen Situationen Haltung zu wahren, handlungsfähig und dialogbereit zu bleiben? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der BUND im Rahmen des zweijährigen Projekts „Kompetenzen für den Wandel“, gefördert vom Umweltbundesamt. In Kooperation mit dem NABU bietet der BUND ab sofort kostenfrei eine digitale Kursreihe an, die Aktiven und Interessierten Hilfestellungen für den Umgang mit populistischen Strategien und schwierigen Gesprächssituationen bietet. In alltagsnahen Szenarien können die Teilnehmer*innen ihr Wissen erweitern und Handlungsspielräume für ihre Arbeit vor Ort ausloten.

Normen sind Standards, die dabei helfen, Produkte, Verfahren und Managementmethoden aufeinander abzustimmen. Damit funktionieren die Abläufe in der Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Technik und im Alltag besser. Werden hier ökologische Aspekte berücksichtigt, hilft das der Umwelt und Gesundheit. Dafür setzt sich das Koordinierungsbüro Normungsarbeit der Umweltverbände (KNU) ein. 

Von Marion Hasper und Margita Dihlmann, KNU

Diesen Herbst ist es wieder so weit: Das Bergwaldprojekt organisiert neben den zahlreichen Freiwilligenwochen zur Wiederherstellung der Ökosysteme auch eintägige Einsätze mit vielen Freiwilligen an verschiedenen Orten in Deutschland zum Schutz und zur Erhaltung der Wälder – für die ganze Familie und Freund*innen. Jeweils einen Samstag lang werden gemeinsam Bäume gepflanzt, wo labile Monokulturen von der Klimakrise am stärksten betroffen sind, Wälder gepflegt, Zäune zum Wild-Verbissschutz von jungen Bäumen aufgebaut, nicht mehr benötigte Verbissschutzzäune abgebaut und Abfall aus dem Wald entfernt.

Sechs Mal im Monat bietet der Verein Green Legal Impact Germany (GLI) eine kostenlose umweltrechtliche Sprechstunde an. Termine sind über die Website zu buchen. Ob es um Naturschutz oder Klimaschutz geht, um den rechtlichen Schutz vor Schadstoffen oder Lärm oder um Beteiligungsmöglichkeiten bei Verfahren mit Umweltbezug: All diese Fragen können in der Online-Sprechstunde mit Mitarbeiter*innen besprochen werden. Das Projekt „Recht verständlich“ wird vom Umweltbundesamt gefördert.

Bis zum 28. September können Interessierte wieder über Deutschlands Naturwunder Nummer eins entscheiden. Welche Naturschönheit in Deutschland begeistert die Menschen am meisten? Die Heinz Sielmann Stiftung und der Deutsche Wanderverband rufen zur Wahl auf. Der auf dem Foto abgebildete Dreimühlen-Wasserfall in Rheinland-Pfalz ist einer der neun nominierten Naturschauplätze.