Verbrenner-Aus: Mobilität im Rückwärtsgang? EU-Taxonomie vor Gericht: Gas und Atom doch nachhaltig?

Newsletter zur Europäischen Umweltpolitik

Nr. 13, 11.09.2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,

 

gestern um Mitternacht endete die Frist zur Einreichung von Kommentaren für die Vereinfachung von EU-Umweltgesetzen. Laut Kommission sind deutlich über 100.000 Rückmeldungen eingegangen. Sicher mit ein Verdienst der HandsOffNature-Kampagne, die auch der Deutsche Naturschutzring unterstützt. Den sogenannten Umwelt-Omnibus will die EU-Kommission im vierten Quartal veröffenlichen. Umweltverbände fürchten weitere Deregulierung unter dem Deckmantel von Vereinfachung.

 

Zwar ist „Resilienz 2.0“ das Motto der strategischen Vorausschau der EU

und die Kommission hat als einen Mega-Trend auch festgestellt, dass „der Klima- und der ökologische Wandel [sich] beschleunigen“. Aber allein die Kenntnisnahme der Triple-Krise aus Klimawandel, Biodiversitätsschwund und Umweltverschmutzung führt leider noch nicht zu konkreten Ergebnissen. 

 

Wir nehmen Sie in diesem Newsletter mit nach Straßburg, wo Ursula von der Leyen gestern ihre Rede zur Lage der EU gehalten hat. Lesen Sie außerdem eine Einordnung der Debatten um das EU-2040-Klimaziel, Analysen zum Mehrjährigen Finanzrahmen und zum Chemikalienaktionsplan, Nachrichten aus dem EU-Parlament und nicht zuletzt die Jubiläumsausgabe des DNR-Newsletters zu 75 Jahren DNR.

 

Viel Vergnügen beim Lesen des Newsletters wünscht

 

Ihr Redaktionsteam

 

 

EU-NEWS

 

SOTEU 2025: EU unter Druck, Umwelt unter ferner liefen

Die „Lage der Union“ (State of the European Union – SOTEU) ist das Thema der jährlichen Rede von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach der Sommerpause. Darin skizziert sie traditionell vor dem Europäischen Parlament die Leitlinien der Union für das kommende Jahr. Klimaschutz und europäischer Green Deal wurden zwar angesprochen, aber tatsächlich fährt die EU einen Deregulierungskurs.

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Klimaschutz: Hartes Ringen um die 2040-Timeline

In der Europäischen Union wird in den nächsten Wochen über das 2040-Klimaziel entschieden. Aktuell gibt es Versuche mehrerer Mitgliedstaaten, das Ziel durch eine Verschiebung der Entscheidung auf Staats- und Regierungschefebene abzuschwächen. Deutsche Umweltorganisationen fordern Bundeskanzler Merz in einem Offenen Brief auf, diesen Kurs nicht mitzutragen.

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Abstimmung im EU-Parlament: Altkleider, Lebensmittelabfälle und Fahrzeuge

Das EU-Parlament hat am 10. September über neue EU-Vorschriften zur Reduzierung von Textil- und Lebensmittelabfällen sowie Vorschläge zum Lebenszyklus von Altfahrzeugen und Kreislaufwirtschaft abgestimmt. Das Europäische Umweltbüro vermisst an einigen Stellen „echte Lösungen“.

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PFAS vergiften Europas Gewässer und Fische

Das Europäische Umweltbüro zeigt, dass die als „Ewigkeitschemikalien“ bezeichneten Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) auch in Wildfischen vorkommen und Grenzwerte weit überschreiten.

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Reihe: Mehrjähriger Finanzrahmen 2028–2034

Es gibt Neuigkeiten zum langjährigen EU-Haushalt (MFR). Unser Gastbeitrag beleuchtet den künftigen MFR nochmal aus Verkehrsperspektive. Außerdem hat die EU-Kommission ein weiteres Paket für die Finanzlegislatur ab 2028 vorgelegt - mit atomarer Wirkung. 

Neuer EU-Haushalt: für saubere Transporttechnologien made in Europe unzureichend

Die EU-Kommission hat am 16. Juli ihren Entwurf für den siebenjährigen EU-Finanzrahmen 2028–2034 vorgelegt und darin weitreichende Reformpläne skizziert. Till Eichler und Nadine Mingers von der Umweltorganisation T&E analysieren aus Sicht von Mobilitätspolitik und Klimaschutz, was das für Auswirkungen hat, und was fehlt, um Dekarbonisierung auch im Verkehrssektor voranzutreiben.

Zum Gastbeitrag von T&E
Mehrjähriger Finanzrahmen II: zweites Paket umfasst auch Atomenergie

Die Kommission hat am 3. September ein zweites Paket mit sieben sektorspezifischen Vorschlägen angenommen. Damit ist der Rahmen für den nächsten langfristigen EU-Haushalt für den Zeitraum 2028-2034 gesetzt – nun sind Rat und Parlament gefragt. Aus Umweltsicht besonders interessant sind die Ausgaben für Atomenergie und EURATOM. 

Zur EU-News
 
470 Organisationen gegen Deregulierung auf Kosten von Umwelt und Mensch

Ein großes Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, Gewerkschaften und Interessenverbänden mahnt: Unsere Rechte, unsere Gesundheit, unser Planet und unser Rechtssystem sind nicht käuflich. Ein starkes Zeichen für politische Daseinsvorsorge! Am Statement an EU-Kommission und Mitgliedstaaten sind 470 Organisationen beteiligt, darunter auch der Deutsche Naturschutzring.  

Zum Statement 
Bringt der EU-Aktionsplan die Chemieindustrie auf Kurs in Richtung Klimaneutralität?

Während die vorbereitende Arbeit an der Revision der EU-Chemikalienverordnung REACH voranschreitet, werfen wir erneut einen kritischen Blick auf den im Juli vorgestellten Action Plan der EU-Kommission für die Chemieindustrie. An sich eine wichtige Weichenstellung – reichen aber die enthaltenen Vorschläge, um die Branche wirklich zukunftsfähig zu machen? Denn klar ist: Die Chemieindustrie steht vor großen Herausforderungen.

Zur Analyse von Johanna Wiechen, Germanwatch
Good Food Good Farming: Aktionen für Ernährungsgerechtigkeit

Im Oktober finden zum achten Mal die Europäischen Aktionstage von Good Food Good Farming (GFGF) statt. Der diesjährige Fokus ist Ernährungsgerechtigkeit. Interessierte können aus einem „Menü der Aktionen“ wählen und so selbst aktiv werden.

Zum Artikel
75 Jahre Deutscher Naturschutzring: DNR-Newsletter mit Jubiläums-Schwerpunkt

Am 26. August 1950 wurde der Umweltdachverband DNR gegründet. 75 Jahre sind mindestens 75 Gründe zum Feiern, Meilensteine zu beleuchten und in die Zukunft zu blicken. Lesen Sie eine umwelthistorische Betrachtung, einen Ausblick auf mutiges Engagement in herausfordernden Zeiten, schauen Sie in unsere Chronik und teilen Sie gemeinsame Erlebnisse mit uns. Hier können Sie Ihr Zitat einreichen.

Zum September-Newsletter des DNR
 
EU-Parlament verabschiedet Position zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)

Das Europäische Parlament hat am 10. September seine Position zur Weiterentwicklung der GAP nach 2027 verabschiedet. Die Abgeordneten fordern einen größeren und eigenständigen Agrarhaushalt. Ziel sei zudem eine Vereinfachung der Strukturen, weniger Bürokratie und ein stärker anreizbasiertes Fördersystem für ökologische und soziale Ziele. Digitale Lösungen wie Satellitenbilder und zentrale Meldesysteme sollen den Verwaltungsaufwand senken. Zudem drängt das EU-Parlament auf bessere Unterstützung beim Generationswechsel, um jungen Landwirt*innen den Einstieg zu erleichtern. „Scheinbar wollen die Abgeordneten die GAP eher schwächen als stärken“, kommentierte das Europäische Umweltbüro (EEB).

Zur Meldung des EU-Parlaments
EU-Mobilität im Rückwärtsgang? Verbrenner-Aus muss bleiben

„Warum Europas Autoindustrie nicht den Rückwärtsgang einlegen darf“, beschreiben für den Tagesspiegel Background DNR-Präsident Kai Niebert sowie Johan Rockström und Felix Creutzig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Das Autoren-Trio erklärt, wieso das Trommeln des Europäischen Automobilverbandes für eine Verschiebung des Verbrenner-Aus auf mehreren Ebenen gefährlich ist, und zeigt, was für eine Mobilitätswende nötig wäre.

Zum Artikel in Tagesspiegel Background
Greenpeace zum Taxonomie-Urteil des Europäischen Gericht

Atom und Gas können weiter als nachhaltige Investition eingestuft werden. Das Europäische Gericht hat eine entsprechende Klage Österreichs abgelehnt. Hintergrund ist eine Regelung in der sogenannten EU-Taxonomie, die Investitionen in AKWs und Gaskraftwerke als grün einstuft. Eine parallele Klage von Greenpeace mit gleicher Stoßrichtung war bis zur Entscheidung im österreichischen Verfahren ausgesetzt. „Mit dieser Entscheidung legitimiert das Europäische Gericht Greenwashing im Finanzsektor und untergräbt die europäischen Klimaziele“, kritisiert Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace. Die EU-Taxonomie ist ein zentrales Instrument des Green Deals und soll Kapital in nachhaltige Wirtschaftsbereiche lenken.

Zum Pressestatement von Greenpeace
UN-Plastikabkommen gescheitert – vorerst?

Mit einer Rekordzahl von 234 registrierten Lobbyist*innen aus der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie scheiterte Mitte August die fünfte Verhandlungskonferenz (INC-5.2) für ein globales Plastikabkommen. Die EU sei zwar zu einer Einigung bereit, „aber nicht um jeden Preis“, zitierte der Stern EU-Umweltkommissarin Jessika Rosswell. Der WWF kommentierte, dass das fehlende Ergebnis zwar eine Enttäuschung sei, urteilte aber „besser gar nicht als so". WECF kritisierte die eingeschränkte Teilnahme der Zivilgesellschaft. Der BUND warnte, dass nun statt einer Eindämmung der globalen Plastikflut immer mehr Plastik aus Öl und Gas mit problematischen Zusatzstoffen produziert werden könne – bis 2060 drohe eine Verdreifachung der Produktion. 

Die Staaten müssen nun entscheiden, wie und ob der Prozess weitergeht. Die DUH forderte derweil verstärkte nationale Maßnahmen.

Zum WWF-Rückblick
Insektenschutz in der EU: Wo stehen wir?

Den Insektenschwund bis 2030 EU-weit umzukehren ist ein überlebenswichtiges Ziel, schreibt Laura Breitkopf auf dem NABU-Blog „Naturschätze retten“. Festgeschrieben ist es in der Biodiversitätsstrategie 2030 und der neuen EU-Wiederherstellungsverordnung (WVO), doch die Realität ist ernüchternd. Ohne Geld keine Projekte, also kein Schutz. Und die WVO ist nur dann ein Meilenstein, wenn sie auch wirkt.

Zum NABU-Blog
 
 Zum Eintauchen: Neue Studien und Berichte
Wasseratlas 2025 

Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Zugleich verursachen Industrialisierung, Übernutzung und Bevölkerungswachstum Wasserknappheit, Wasserverschmutzung und Konflikte. In der EU befinden sich nur etwa 40 Prozent der Oberflächen-Gewässer in einem guten ökologischen Zustand. Der Wasseratlas von Heinrich-Böll-Stiftung und BUND beleuchtet die Problemfelder rund um die Ressource, zeigt aber auch Lösungsansätze auf.

Zum Wasseratlas

Fortschrittsbericht der ECNO

2023 gab es eine Investitionslücke von 344 Milliarden Euro für Maßnahmen zur Klimaneutralität Europas. Das ist das Ergebnis des diesjährigen 
Fortschrittsberichts der European Climate  Neutrality  Observation (ECNO). Der Bericht zeigt zudem, dass das Tempo auf dem Weg zu einer sauberen, fairen und wettbewerbsfähigen EU insgesamt zu langsam ist. Fast alle der in die Bewertung einfließenden Bausteine sind jedoch auf einem guten Weg.

Zum Fortschrittsbericht

Kurzgutachten zu Einnahmen aus dem EU-Emissionshandel  

Mit dem Europäischen Emissionshandelssystem für Industrie und Schifffahrt (ETS1) generiert der deutsche Staat jährlich beträchtliche Einnahmen. Ein Kurzgutachten von Green Legal Impact erläutert, wofür die Einnahmen verwendet werden dürfen. Das Ergebnis: Jeder Cent aus dem EU-ETS muss für Klimaschutz, Klimaanpassung und soziale Gerechtigkeit in der Transformation verwendet werden.

Zur Studie

Kurz & Knapp: laufende Konsultationen/Feedbackmöglichkeiten

bis 11.09.: Bürgerenergiepaket – Schutz & Stärke der Verbraucher beim gerechten Übergang

bis 12.09.: EU-Tourismus-Strategie

bis 19.09.: Verordnung über Düngemittel – Bewertung

bis 29.09.: Revision der CO₂‑Emissionsstandards für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge

bis 08.10.: Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vor krebserregenden Stoffen bei der Arbeit

bis 31.10.: Aufnahme bestimmter Abfälle in die grüne Liste für Verbringungen zwischen Mitgliedstaaten

bis 05.11. Künstliche Intelligenz und Digitalisierung im Energiebereich – ein Fahrplan

bis 10.11.: Biotech-Rechtsakt

 

Es lohnt ein regelmäßiger Blick auf die Seite mit den laufenden Konsultationen der EU-Kommission: Have your say!
Auch die neue europäische Plattform für Bürgerbeteiligung wartet regelmäßig mit neuen Themen zum Mitmachen auf.

 

Aus dem Netz gefischt
  • Curia/EuGH: Gerichtshof erklärt [...] Genehmigung der Beihilfe Ungarns für das Kernkraftwerk Paks II für nichtig und Reaktion Greenpeace EU
  • Öko-Institut: FAQ „Verbrenner-Aus 2035 und Elektromobilität“
  • EU-Parlament: Parlament verabschiedet Vereinfachung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus

  • EEB: Open Letter to Commission on Market Stability Reserve reforms

  • EU-Rat: Standpunkt zur Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)
  • EU-Kommission: Schutz kritischer Infrastrukturen: EU-Kommission gibt Mitgliedstaaten Leitlinien an die Hand
  • NABU-Blog 1: Nature Credits: zwischen Glaubwürdigkeit und Greenwashing
  • NABU-Blog 2: Die Wiederherstellungsverordnung wird 1 – doch noch gibt es zum Feiern wenig Grund
  • Riffreporter: EuGH stärkt Vogelschutz: Alle heimischen Arten sind schützenswert

 

TERMINE

 

08. - 11.09. Plenarsitzung, Straßburg

16.09. Rat für Allgemeine Angelegenheiten, Brüssel

18.09. Rat für Umwelt, Brüssel

19. - 20.09. Informelle Tagung der Wirtschafts- und Finanzminister*innen, Kopenhagen

22. - 23.09. Rat für Landwirtschaft und Fischerei, Brüssel

29. - 30.09. Informelle Tagung der Entwicklungsminister*innen, Kopenhagen

29. - 30.09 Rat für Wettbewerbsfähigkeit, Brüssel

 
Rechtliches

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