Newsletter zur Europäischen Umweltpolitik

Nr. 09, 12.06.2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,

 

während morgen in Nizza die dritte UN-Ozeankonferenz zuende geht (EU will investieren), laufen die Vorbereitungen auf den G7-Gipfel in Kanada vom 15.-17. Juni auf Hochtouren (die Erwartungen an Ergebnisse sind laut Tagesschau nicht hoch).

 

Die Europäische Kommission hat derweil die nationalen Energie- und Klimapläne analysiert und ficht Kämpfe um das 2040-Klimaziel aus, wie Sie im Newsletter nachlesen können. Außerdem: Es gibt erhebliche Kritik an den Genehmigungen von Pestiziden sowie an Lücken im EU-Ozeanpakt und der neuen Wasserresilienzstrategie. Wie der Zusammenhalt mittel Kohäsionspolitik und durch Gelder für Umwelt- und Nachhaltigkeit in den Regionen gestärkt werden kann und was der nächste Mehrjährige Finanzrahmen damit zu tun hat, beleuchtet ein Gastbeitrag.

 

Und last but not least: Während die DUH mahnt, dass die Mitgliedstaaten am kommenden Montag die EU-Methan-Verordnung gemäß der Ziele des europäischen Green Deal umsetzen und nicht etwa aufweichen soll, blicken wir ebenfalls voraus: Am 17. Juni findet der nächste Umweltrat statt und das Europäische Umweltbüro hat Forderungen.

 

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

 

Ihr Redaktionsteam

 

EU-NEWS

Klimabeirat warnt vor Verwässerung des EU-Klimaziels 2040

EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra steht unter Druck. Um Mehrheiten für das EU-Klimaziel 2040 zu schaffen, möchte er internationale CO₂-Kompensationszertifikate auf das Reduktionsziel anrechnen lassen. Davor warnt der EU-Klimabeirat deutlich.

Zum Artikel
Nationale Energie- und Klimapläne: Noch lange nicht am Ziel

Die EU-Kommission hat die Nationalen Energie- und Klimapläne (NECPs) der Mitgliedstaten untersucht und ist „stolz”, wenn auch nicht ganz zufrieden. Mit den aktuellen Maßnahmen wäre das Klimaziel 2030 beinahe erreicht. Ein anderes Bild zeichnen zivilgesellschaftliche Organisationen wie CAN Europe, die erhebliche Lücken und Mängel in den Plänen sehen, vor allem fehlende Ambitionen und Unklarheiten in der Finanzierung. 

Zum Artikel
Pestizide: EU genehmigt in Endlosschleife

Von der Ausnahme zur Regel: Die EU nutzt „technische Verlängerungen“ zur Zulassung von gefährlichen Pestiziden ohne aktuelle Risikoprüfung. Ein neuer Bericht des Umweltinstituts München offenbart gravierende Mängel in der aktuellen Genehmigungspraxis. 

Mehr erfahren
Zukunft der Kohäsionspolitik: Mehr Zentralisierung, weniger Mitsprache? 

Die EU plant derzeit ihr nächstes Mehrjahresbudget – und dabei geht es um Milliarden Euro. Geld, das aus Sicht von Umweltverbänden verbindlich und mit Beteiligung der Gesellschaft für nachhaltige Zwecke ausgegeben werden sollte. Doch der jüngste Vorschlag der EU-Kommission setzt andere Prioritäten, warnt Edda Nitschke vom BUND. 

Zum Gastbeitrag
EU-Wasserresilienz: „Es fließt weder Wasser noch Geld“

Am 4. Juni hat die EU-Kommission ihre lang erwartete Strategie für Wasserresilienz vorgelegt. Das zivilgesellschaftliche Bündnis Living Rivers Europe nennt sie „unzureichend“. Naturbasierte Lösungen bräuchten Vorrang, das Verursacherprinzip müsse angewandt, Verschmutzer zur Verantwortung gezogen und die bestehenden EU-Wassergesetze endlich durchgesetzt werden.

Zum Artikel
EU-Ozeanpakt: theoretisch gut, praktisch noch unverbindlich

Die EU-Kommission hat am 5. Juni einen Europäischen Pakt für die Meere mit sechs Prioritäten von Meeresschutz über blaue Wirtschaft bis hin zu Küstengemeinschaften vorgelegt. Umweltverbände begrüßen, dass es erstmals eine gemeinsame Strategie gibt, kritisieren aber erhebliche Regelungslücken und mangelnde Konkretheit.

Zum Überblick

Bioökonomie? Umweltgerecht und sozial!

Während die EU-Bioökonomie-Strategie überarbeitet wird, drängen über 50 Organisationen (darunter der DNR) auf Zukunftsfähigkeit. Produktion und Verbrauch von Biomasse dürfen die planetaren Grenzen nicht überschreiten! Biomasse sollte daher nicht für geringwertige oder ineffiziente Nutzungen wie die Erzeugung von Bioenergie, Einwegpapier oder Futtermittel für die industrielle Tierhaltung verschwendet werden. Zudem gehören Gerechtigkeitsfragen ins Zentrum der Bioökonomiepolitik.

Zur Erklärung der Zivilgesellschaft (engl.)
 
Vorausschau auf den Umweltrat am 17. Juni: Europäisches Umweltbüro (EEB) fordert die Abkehr von fossilen Energien und krisenfeste Politik

Der Umweltdachverband EEB hat in einem offenen Brief an die europäischen Umweltminister*innen ein nachhaltiges und widerstandsfähiges Europa gefordert und sich dabei konkret an der Agenda des Umweltrats orientiert. Die Themen des diesmal in Luxemburg tagenden Rats sind unter anderem: Altautoverordnung, die Vorbereitung der UN-Klimakonferenz COP30 sowie die nationalen Energie- und Klimaziele (NECP), das Programm der dänischen Ratspräsidentschaft (ab 1. Juli) und die Wasserresilienzstrategie. Neben der Forderung, die Ziele des europäischen Green Deals zu verteidigen, erinnerte das EEB außerdem an den von 330 Organisationen unterzeichneten Europäischen Pakt für die Zukunft.

Zum offenen Brief (englisch) auf der EEB-Seite
ClientEarth wehrt sich gegen Angriffe auf Zivilgesellschaft

ClientEarth reagiert mit deutlicher Kritik auf die Darstellung ihrer Finanzierung in der Welt am Sonntag, wonach die EU-Kommission über Fördermittel Einfluss auf die inhaltliche Arbeit von Umwelt-NGOs nähme. Ihre Programme entwickele die Nichtregierungsorganisation (NGO) unabhängig und erhalte dafür Förderung aus dem LIFE-Programm – einem etablierten Instrument zur Stärkung zivilgesellschaftlicher Umweltakteur*innen. Die Verträge seien keineswegs geheim, sondern dienten der transparenten Mittelverwendung. ClientEarth erinnert auch daran, dass die Tätigkeit der Organisation im Sinne des Gemeinwohls erfolgt und gerade deshalb förderungswürdig ist.

Zur Stellungnahme von ClientEarth
Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik

WWF, Birdlife, EEB und Greenpeace haben am 26. Mai ein Positionspapier für einen Politikwechsel in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) veröffentlicht. Ein Beitrag des NABU erklärt die Inhalte: Statt pauschaler Subventionen braucht es endlich eine gezielte Finanzierung für den Schutz von Klima, Biodiversität und bäuerlicher Landwirtschaft. Das aktuelle Agrarsystem ist nicht zukunftsfähig – weder ökologisch noch ökonomisch. Die Organisationen legen konkrete Vorschläge vor, wie eine naturverträgliche und gerechte Agrarwende gelingen kann.

Zur Beitrag im NABU-Blog
Die Zukunft von Ernährung und Landwirtschaft fördern: Ein gemeinsamer Aufruf aus ganz Europa

Am 11. Juni hat die "Good Food Good Farming"-Koalition (GFGF) ihren Vorschlag für die nächste Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) präsentiert. Das Papier skizziert eine Vision für eine reformierte GAP, die eine verbesserte Marktorganisation beinhaltet, die Agrarförderung auf öffentliche Güter und nachhaltige Praktiken ausrichtet, den Generationenwechsel fördert sowie Gerechtigkeit vorantreibt.

Zum Aufruf der GFGF
 

Weitere Beschlüsse im Überblick 

  • Wolf: Der EU-Ministerrat hat am 5. Juni endgültig den neuen Schutzstatus des Wolfs in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie angenommen. Er ist nunmehr nur noch „geschützt“ und nicht mehr „streng geschützt“. 
    >>> Pressemitteilung Rat
  • Bodenüberwachung: Der Umweltausschuss im EU-Parlament (ENVI) hat am 4. Juni dem ausgehandelten Kompromiss zur Bodenmonitoring-Richtlinie zugestimmt (was durchaus umstritten war). 
    >>> ENVI-Sitzung
  • Handel mit Haustieren: Der Landwirtschaftsausschuss im EU-Parlament (AGRI) hat am 3. Juni seine Position über neue EU-Vorschriften für Zucht, Unterbringung und den Umgang mit Katzen und Hunden angenommen. Es geht u. a. um Wohlergehen und Rückverfolgbarkeit.
    >>> AGRI-Pressemitteilung
 
 Zum Eintauchen: Neue Studien und Berichte
Mindestens 542 zurückgebaute Wehre in 2024 

Zusammen mit sechs weiteren Umweltschutzorganisationen dokumentiert der WWF im „Dam Removal Progress Report“ für das Jahr 2024 den Rückbau von 542 Querbauwerken in 23 europäischen Ländern – ein Rekordwert. In Deutschland wurden acht Projekte umgesetzt, darunter Maßnahmen an der Kleinen Paar in Bayern, die nun auf sieben Kilometern wieder frei für Fische passierbar ist. Der WWF betont die Bedeutung solcher Rückbauten für die ökologische Durchgängigkeit von Fließgewässern und die Förderung der Artenvielfalt. 

Zum Fortschrittsbericht
EU-Forschung in der Arktis 

Die Arktis erwärmt sich fast viermal schneller als der globale Durchschnitt – und ist geopolitisch wie ökologisch ein Brennpunkt. Das Joint Research Centre der EU-Kommission analysiert in dieser Studie seine Rolle in der EU-Arktispolitik und untersucht, wie das Forschungszentrum durch Umweltbeobachtung, Biodiversitätsmonitoring und Einbindung indigener Perspektiven zur Umsetzung der EU-Arktispolitik beiträgt. Im Fokus: Klimafolgen, Methanemissionen aus tauendem Permafrost, Energiefragen – und die globale Verantwortung in einer sich rapide verändernden Region. 

Zum Paper
Werbung für Tierleid trotz „Nachhaltigkeit“ 

Greenpeace hat die Werbestrategien großer deutscher Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Kaufland analysiert. Trotz öffentlicher Bekenntnisse zu mehr Tierwohl, Klimaschutz und Nachhaltigkeit bewerben diese Unternehmen weiterhin intensiv konventionelles Fleisch, insbesondere aus den niedrigsten Haltungsformen 1 und 2. Im Jahr 2024 wurden über 8.000 Fleisch-Werbeaktionen gezählt, während pflanzliche Alternativen und Bio-Fleisch kaum beworben wurden. Greenpeace fordert einen sofortigen Werbestopp für Billigfleisch und eine strategische Neuausrichtung hin zu mehr pflanzlichen Proteinen im Sortiment. 

Zum Bericht

Kurz & Knapp: laufende Konsultationen/Feedbackmöglichkeiten

bis 23.06.: Weg zu einer kreislauforientierten, regenerativen und wettbewerbsfähigen Bioökonomie

bis 08.07.: EU-Emissionshandelssystem (See- und Luftverkehr sowie ortsfeste Anlagen) und Marktstabilitätsreserve – Überprüfung

bis 08.07.: Rechtsakt zur beschleunigten Dekarbonisierung der Industrie – Beschleunigung der Dekarbonisierung

bis 08.07. Innovationsfonds – Evaluierung der Funktionsweise

bis 28.07. Kosmetik-Verordnung – Bewertung

bis 05.08.: European Grid Package - Ausbau der europäischen Stromnetze

 

Es lohnt ein regelmäßiger Blick auf die Seite mit den laufenden Konsultationen der EU-Kommission: Have your say!
Auch die neue europäische Plattform für Bürgerbeteiligung wartet regelmäßig mit neuen Themen zum Mitmachen auf.

 

Aus dem Netz gefischt
  • Giftfreie Zukunft/Forum Umwelt & Entwicklung: NGOs fordern den Bundeskanzler auf, sich für die Regulierung von PFAS auszusprechen  
  • EU-Kommission: European Commission and European Investment Bank to further support decarbonisation projects from the Innovation Fund 
  • EU-Rat: Rat und Parlament einig: nicht nachhaltiger Fischfang durch Drittländer soll besser bekämpft werden  
  • DVL: Naturwiederherstellung: Umsetzungspakt mit Landschaftspflegeverbänden schließen  
  • IGB: EU-Bioökonomiestrategie: Ohne Wasser keine Biomasse
  • Eurogroup for animals: The rise of mega-farms: how industrial agriculture is taking over Europe
  • EU-Rat: Sicherere Detergenzien für Bevölkerung und Umwelt: Rat und Parlament erzielen Einigung
  • dpa-Europaticker: Lkw-Lobby fürchtet Milliardenstrafen wegen EU-Klimazielen

 

TERMINE

 

Online-Diskussion: Gleichstellung in der sozial-ökologischen Transformation

Die Gleichstellung der Geschlechter ist noch nicht erreicht, zeigt der Vierte Gleichstellungsbericht. Dieser widmet sich dem Klimawandel und Klimapolitiken in Deutschland aus Gerechtigkeitsperspektive. Welche Herausforderungen einer geschlechtergerechten Umwelt- und Klimapolitik erwarten uns in der aktuellen politischen Entwicklung und welche Rolle spielen dabei die Umweltverbände? Online-Diskussion in Zeiten von Roll-Backs mit Ulrike Röhr und Dr. Melanie Kintz: 19. Juni, 16 bis 17 Uhr.

Zur DNR-Terminseite

09.-13.06. UN Ocean Conference, Nizza

12.-13.06. Rat für Justiz und Inneres, Luxemburg

15.-17.06. Informelles Treffen der Landwirtschaftsminister*innen, Warschau

16.06. Rat für Verkehr, Telekommunikation und Energie, Luxemburg

15.-17.06. G7-Gipfel in Alberta, Kanada, Kananaskis

16.-19.06. Plenartagung des Europäischen Parlaments, Straßburg

17.06. Rat für Umwelt, Luxemburg

23.06. Rat für Landwirtschaft und Fischerei, Luxemburg

24.06. Rat für Allgemeine Angelegenheiten, Luxemburg

26.-27.06. Europäischer Rat; Brüssel

01.07. Dänemark übernimmt die Ratspräsidentschaft der EU

 
Rechtliches

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