Newsletter zur Europäischen Umweltpolitik

Nr. 07, 12.05.2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,


es liegen wieder bewegte Tage hinter uns: Ganz Europa gedachte am 8. Mai dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. Die Welt hat einen neuen Papst. Und Friedrich Merz ist Bundeskanzler im zweiten Anlauf. Eine seiner ersten Reisen führte ihn am Europatag (9. Mai) bereits nach Brüssel zum Treffen mit Parteikollegin Ursula von der Leyen.

 

Auch wir blicken im heutigen Newsletter wieder in die EU und beleuchten die aktuellen Entwicklungen in der europäischen Umweltpolitik. Lesen Sie unter anderem über den neuen Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR), der schon lange vor seinem Start 2028 von Kritik und Forderungen begleitet wird. Außerdem haben wir aufbereitet, wie bei der Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Umwelt- und Ökolandbau-Organisationen auf eine bessere Verwendung der Gelder drängen und welche Beschlüsse es zum Wolf sowie zum Bodenschutz gab. Eine Analyse zum Blackout auf der Iberischen Halbinsel zeigt zudem, wie falsche Narrative Lösungen für die Energiewende behindern können. Und natürlich haben wir auch zusammengestellt, was sich im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung zur EU-Umweltpolitik findet.

 

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht


Ihr Redaktionsteam

 

EU-NEWS

 
Parlament will mehr Geld im MFR

Wenn die EU-Kommission im Juli ihren Entwurf zum neuen Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR 2028-2034) vorlegt, ist zumindest der Standpunkt der EU-Abgeordneten schon da. Das Plenum hat den entsprechenden Bericht am 7. Mai beschlossen. Angesichts der geopolitischen Lage müsse mehr Geld in den MFR fließen - und neue Eigenmittel generiert werden. Umweltverbände kritisieren unter anderem das Fehlen höherer Ausgabenziele für Klima und Biodiversität.

Mehr erfahren
GAP und MFR: Zahlreiche Verbände fordern Neuausrichtung

Die nächste Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) steht an. Zahlreiche Organisationen drängen auf eine bessere Verwendung der Agrar-Gelder für Umwelt, Natur und Tierwohl. Die Zeit pauschaler Flächenprämien sei vorbei.

Zum Artikel
„Politik ignoriert Wissenschaft“: EU-Parlament senkt Schutzstatus des Wolfes

In Anpassung an die internationale Berner Konvention hat das Parlament am 8. Mai den Schutzstatus des Wolfs in der EU von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgestuft. Umwelt- und Tierschutzverbände kritisierten die Entscheidung.

Zum Artikel
Koalitionsvertrag: So positioniert sich die Bundesregierung zur EU-Umweltpolitik

Am 9. April haben SPD, CDU und CSU ihren Koalitionsvertrag vorgestellt, in dem auch die europäische Umwelt- und Klimapolitik adressiert wird. Während einige Verpflichtungen fortbestehen, drohen gleichzeitig Abschwächungen bei Umweltstandards und Beteiligungsrechten. Was genau steht drin?

Zur Übersicht
Energiewende: Blackout auf der Iberischen Halbinsel befeuert falsche Narrative

Ein Stromausfall legte Ende April fast die gesamte Iberische Halbinsel lahm. Während zunächst Falschinformationen über Cyberattacken, Sabotageakte und die Zuverlässigkeit erneuerbarer Energien kursierten, stellte sich schnell heraus, dass eine Kaskade technischer Störungen zur Abschaltung führte. Der Vorfall zeigt, dass eine erfolgreiche Energiewende nicht nur vom Ausbau erneuerbarer Energien abhängt, sondern auch von Investitionen in Netztechnik und europäische Kooperation.

Zur Analyse von Katharina Schuster, DNR
Trilogeinigung zum Bodenmonitoring

Am 10. April haben die EU-Institutionen eine vorläufige Einigung zum Bodenüberwachungsgesetz erzielt. Umweltverbände reagierten enttäuscht auf den schwachen Text. Doch selbst dieser steht noch auf wackeligen Füßen, da die formale Zustimmung von Rat und Parlament noch aussteht und es Gegenwind gibt.

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EU will Abhängigkeit von russischen Energieeinfuhren vollständig beenden

Die EU-Kommission hat am 6. Mai einen Fahrplan vorgelegt, um russisches Öl, Gas sowie russische Kernenergie schrittweise von den EU-Märkten zu nehmen. Auf diesen Fahrplan sollen im Juni weitere Legislativvorschläge der Kommission folgen. Die EU-Mitgliedstaaten arbeiten nun bis Ende diesen Jahres nationale Pläne aus, in denen dargelegt wird, wie sie zum schrittweisen Ausstieg beitragen werden. Die Einfuhren von russischem Gas sollen bis Ende 2027 eingestellt sein. Das Europäische Umweltbüro (EBB) mahnte, dass die Abkehr von russischem Gas nicht dazu führen dürfe, stattdessen auf US-amerikanisches Flüssiggas umzuschwenken.

Zur Roadmap der EU-Kommission
EU-Wasserresilienz: Parlament billigt „undichte“ Wasserstrategie

Harsche Kritik erntete die EU-Parlamentsposition zur bevorstehenden EU-Wasserresilienzstrategie vom 7. Mai. Laut dem Bündnis Living Rivers Europe (WWF et al.) habe politische Bequemlichkeit über den Schutz der Umwelt und der öffentlichen Gesundheit gesiegt. Konservative und rechtsextreme Abgeordnete hätten den Text weiter abgeschwächt, die Rolle naturbasierter Lösungen (NbS) bei der Bewältigung der EU-Wasserkrise heruntergespielt und Maßnahmen zur Bekämpfung der Wasserverschmutzung verwässert. Ein „besorgniserregender Präzedenzfall“ im Vorfeld der geplanten Einführung der Water Resilience Strategy am 4. Juni.

Zum Kommentar des Bündnisses
 

Meeresschutz im Überblick

  • Biodiversity Beyond National Jurisdiction (BBNJ):
    Die EU-Kommission hat am 24. April einen Vorschlag zur Umsetzung des UN-Hochseeabkommens für die Hohe See vorgelegt. Parlament und Rat müssen noch zustimmen. Das internationale BBNJ-Übereinkommen tritt 120 Tage nach der Ratifizierung durch 60 Länder in Kraft. Die EU hat sich verpflichtet, das BBNJ-Übereinkommen vor der UN-Ozeankonferenz in Nizza im Juni 2025 zu ratifizieren. 

    Hier geht es zum Vorschlag der EU-Kommission.

  • Geld für das Meer:
    Die EU hat sich am 29. April anlässlich der Konferenz „Unsere Ozeane“ im koreanischen Busan verpflichtet, Meeresschutzbemühungen mit über 300 Millionen Euro zu finanzieren.

    Hier finden Sie die Mitteilung der EU-Kommission.

  • Deutschland ohne Meeresbeauftragten:
    Ex-Umweltministerin Steffi Lemke kritisiert laut Spiegel, dass die neue Bundesregierung das Amt des Meeresbeauftragten abgeschafft hat, welches die Ampel erst 2022 eingeführt hatte. Das Umweltbundesamt hatte erst Ende April nochmals betont, dass trotz einzelner positiver Entwicklungen die deutschen Meeresgewässer in Nord- und Ostsee keinen guten Umweltzustand aufweisen. Das aber ist ein Ziel der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie.

 
 Zum Eintauchen: Neue Studien und Berichte
PFAS: Folgen für Mensch und Umwelt  

Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat die potenziellen Auswirkungen von Ewigkeitschemikalien untersucht. Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) und besonders PFAS-Polymere haben demnach Einfluss auf  Gesundheit, Umwelt und Klima. Die Verwendung von PFAS-Polymeren in Konsumgütern sowie umweltfreundlichen Technologien kann zu einer Verunreinigung von Wasser, Luft, Boden, Lebensmitteln und Menschen führen. PFAS können auch zur globalen Erwärmung und zum Abbau der Ozonschicht beitragen.

Zum EEA-Report
Klimaschutz und Sicherheitspolitik zusammen denken

Europa steht vor der Herausforderung, seine Verteidigungsfähigkeit massiv auszubauen und gleichzeitig seine Klimaziele zu erreichen. Eine Analyse des Think Tanks Bruegel zeigt, dass beide Agenden nicht im Widerspruch stehen: Sieben gemeinsame Interessen böten Potenzial für eine integrierte Klima- und Sicherheitspolitik, von Erneuerbaren für das Militär bis hin zu grüner Rüstungsbeschaffung. Die EU könne so ihre Resilienz stärken, Innovation fördern und gleichzeitig die Transformation ihrer Industrie sozialverträglich gestalten.

Zur Analyse
Schöngerechnet: Landsektor verzerrt die Klimabilanz

Eine Studie von Climate Analytics zeigt: Viele Länder rechnen sich ihre Klimaziele schön, indem sie sich auf unsichere CO₂-Senken im Landsektor verlassen. Diese Praxis verschleiert den eigentlichen Handlungsdruck bei fossilen Emissionen und gefährdet das Erreichen des 1,5°C-Ziels. Die Autor*innen der Studie fordern transparente Klimaziele, die den Landsektor separat ausweisen, ein Ende der Entwaldung bis 2030 und klare Priorität für echte Emissionsreduktionen.

Zur Studie

Kurz & Knapp: laufende Konsultationen/Feedbackmöglichkeiten

bis 12.05.: Hinweisendes Nuklearprogramm

bis 13.05.: Delegated Regulation amending Annex I of Regulation (EU) 2023/1115 (EU Deforestation Regulation)

bis 13.05.: Fahrzeugemissionen – Methoden, Prüfungen und Anforderungen für die Euro-7-Emissionstypgenehmigung für Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge

bis 23.05.: Gruppenfreistellungsverordnung für den Kraftfahrzeugsektor – Evaluierung

bis 08.07.: EU-Emissionshandelssystem (See- und Luftverkehr sowie ortsfeste Anlagen) und Marktstabilitätsreserve – Überprüfung

bis 08.07.: Rechtsakt zur beschleunigten Dekarbonisierung der Industrie – Beschleunigung der Dekarbonisierung


Es lohnt regelmäßig ein Blick auf die Seite mit den laufenden Konsultationen der EU-Kommission: Have your say!
Auch die neue europäische Plattform für Bürgerbeteiligung wartet regelmäßig mit neuen Themen zum Mitmachen auf.

Aus dem Netz gefischt

  • T&E: Airline emissions soar to pre-COVID levels as Europe fails to price their pollution
  • Civil 7 / Zivilgesellschaft zum G7-Gipfel im Juni in Kanada: COMMUNIQUÉ 2025. Global Justice, Together
  • CAN Europe: Positionspapier “Vision for Agriculture and Food”
  • Agora Agrar/IDDRI: Policy Paper "Wie Ernährungspolitik einen nachhaltigen und gesunden Konsum fördern kann"
  • Bioland-Kommentar zum Trilog-Start Novelle des EU-Gentechnikrechts (6.5.2025) [Als nächster Verhandlungstermin im Trilog ist der 30. Juni angesetzt.]
  • Kommission führt Plan zur Förderung kreislauforientierter und effizienter Produkte in der EU ein
  • EU-Kommission: Aktualisierte Vorschriften für sicherere Straßen, weniger Luftverschmutzung und digitale Fahrzeugdokumente
  • EU-Kommission: Commissioner Roswall hosts high-level roundtable on nature credits as tools to finance nature restoration
  • EU-Kommission/DG Environment: Reduce, reuse and repair - #ForOurPlanet 2025 campaign launches
  • EU-Kommission: Neue Vorschriften für mehr Sicherheit bei Spielzeug in der EU

TERMINE

12. bis 13.05. Informelles Treffen der Energieminister*innen, Warschau

13.05. Rat für Wirtschaft und Finanzen, Brüssel

15.05. Rat für Auswärtige Angelegenheiten (Handel), Brüssel

19.05. Gipfeltreffen EU/Vereinigtes Königreich, London

20.05. Rat für Auswärtige Angelegenheiten (Verteidigung), Brüssel

20.-21.05. Informelles Treffen für Kohäsionspolitik, Warschau
21. bis 22.05. Miniplenarsitzung, Brüssel
22.05. Wettbewerbsrat, Brüssel

26.05. Rat für Landwirtschaft und Fischerei, Brüssel

 
Rechtliches

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