Newsletter zur Europäischen Umweltpolitik

Nr. 06, 10.04.2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,


der frisch veröffentlichte Koalitionsvertrag muss zwar noch durch Unionsparteitag und SPD-Mitgliederabstimmung bestätigt werden, löste aber bereits einige Reaktionen aus (u.a. DNR, DUH, BUND, NABU, WWF, Deutscher Tierschutzbund, FÖS, ROBIN WOOD, Greenpeace, BÖLW). Wir sind gerade dabei, noch ausführlicher zu analysieren, was das für die Rolle Deutschlands in der EU-Umweltpolitik bedeuten wird. Wir halten Sie unter www.dnr.de auf dem Laufenden.


Im heutigen Newsletter beleuchten wir, wie auf europäischer Ebene umweltpolitische Themen wie das 2040-Klima-Ziel, Flottengrenzwerte und Verbrenner-Aus, Waldüberwachung und Wasserresilienz unter Beschuss stehen. Außerdem berichten wir über den geplanten Europäischen Ozeanpakt und die laufenden Proteste gegen die Deregulierung bei neuer Gentechnik. Daneben finden Sie Analysen über die Rolle der Landwirtschaft im nächsten langjährigen EU-Haushalt, den Status Quo der Kreislaufwirtschaft und den „gemachten Skandal“ zur Rolle der Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen.


Viel Vergnügen beim Lesen wünscht


das Redaktionsteam

 

EU-NEWS

 
Mehrjähriger Finanzrahmen: Weniger Geld, mehr nationale Spielräume für die Landwirtschaft?

Welchen Stand hat die Gemeinsame Agrarpolitik künftig im langjährigen EU-Haushalt? Mit dem Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) werden in diesem Jahr auch die zentralen Pflöcke für die Verteilung der EU-Agrargelder ab 2028 eingeschlagen.

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Kippt das Waldüberwachungsgesetz?

Kurz vor dem Internationalen Tag des Waldes im März kochten im EU-Parlament die Debatten um die Regeln für die Überwachung der Waldgesundheit (Forest Monitoring Law – FML) hoch. Konservative und rechtsextreme Abgeordnete würden diese gern gänzlich abschaffen, andere zumindest verändern. Umweltschutzorganisationen warnen vor der Abschwächung der Vorschriften.

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Umweltrat debattiert über Clean Industrial Deal und Klimaziel 2040

Die für Umwelt zuständigen Minister*innen der EU haben am 27. März über die Umweltdimension des Clean Industrial Deals (CID) debattiert. Auch globale Umweltpolitik und das bisher ausgebliebene EU-2040-Klimaziel waren Thema. Lesen Sie hier unseren Überblick.

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EU-Klimaziel 2040: Schlupflöcher gefährden Klimaschutz

Die EU will bis spätestens 2050 klimaneutral werden – doch das dafür entscheidende 2040-Zwischenziel gerät ins Wanken. Klimakommissar Hoekstra tut sich schwer mit einem klaren Vorschlag. Statt Verbindlichkeit drohen Schlupflöcher: Flexibilitätsoptionen, internationale Zertifikate und ein verzögerter Emissionspfad drohen das Ziel auszuhöhlen – mit Folgen für Europas Glaubwürdigkeit und die globale Klimapolitik.

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LIFE-Gelder und Verbändeförderung – ein gemachter Skandal?

Es rumort in Brüssel: Läuft die Fördermittelvergabe für Nichtregierungsorganisationen rechtmäßig? Der Europäische Rechnungshof sagt: Im Prinzip schon, aber sowohl die EU-Kommission als auch die Geldempfänger müssten transparenter werden. Derweil protestieren mehr als 570 Organisationen der Zivilgesellschaft aus 40 Ländern gegen bisher beispiellose Angriffe auf ihr Engagement, darunter auch der Deutsche Naturschutzring.

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DNR-Newsletter: Zivilgesellschaft fördern – Demokratie stärken

Welche juristischen Rahmenbedingungen gelten für Nichtregierungsorganisationen (NGOs), wie steht es um das Gemeinnützigkeitsrecht und welche finanziellen Fördermöglichkeiten gibt es für Verbände und Vereine, damit sie weiterhin ihre Arbeit ausüben können? Lesen Sie mehr in der neuen Ausgabe unseres monatlichen DNR-Newsletters, der nationale Umweltthemen in den Blick nimmt.

Zum DNR-Newsletter vom April 2025
Kreislaufwirtschaft mit Lücken: Neues EU-Gesetz soll 2026 kommen

Mit dem Clean Industrial Deal soll die EU weltweit führend im Bereich der Kreislaufwirtschaft werden. Zu diesem Zweck ist auch ein neues EU-Kreislaufwirtschaftsgesetz, der Circular Economy Act (CEA), für 2026 geplant. Völlig unklar ist bisher, ob der CEA auch Impulse für die Vermeidung von Abfällen liefern wird – gerade hier besteht aus Umweltsicht in der EU aber dringender Handlungsbedarf.

Eine Einordnung von Mateja Kahmann, DNR
Zugeständnisse bei Flottengrenzwerten und kippendes Verbrenner-Aus

Aufatmen bei Autoherstellern, deutliche Kritik von Umweltorganisation: Die EU-Kommission legt einen Vorschlag zur Verzögerung der Emissionsreduktionsziele für Pkws vor, der den Produzenten Strafzahlungen für das Jahr 2025 ersparen soll. Auch das Verbrenner-Aus scheint auf der Kippe zu stehen.
Außerdem müssen 16 Autohersteller aufgrund von Kartellabsprachen über 400 Millionen Euro zahlen.

Zu unserem Überblick
 
Teil II der Germanwatch-Analyse der EU-Omnibus-Vorschläge

Nach Teil I (Änderungsvorschläge zur Corporate Sustainability Due Diligence Directive - CSDDD) beschäftigt sich die Analyse von Germanwatch-Autor Christoph Hoffmann im Teil II mit einer zentralen Säule des Sustainable-Finance-Rahmens: Die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der CSRD. Was steht auf dem Spiel? Welche Konsequenzen drohen? Ein Fazit: Es geht eher um Deregulierung als um Vereinfachung - mit weitreichenden Folgen.

Zum Blogbeitrag von Germanwatch
Strategisch wichtig: 47 Rohstoffprojekte in 13 EU-Mitgliedstaaten

Es geht um Lithium, Kobalt, Mangan oder auch Graphit. Die EU will ihren Zugang zu strategisch wichtigen Rohstoffen sichern und diversifizieren und Abhängigkeiten von Drittländern abbauen. Die EU-Kommission hat deshalb Ende März 47 strategische Projekte angenommen. Davon soll unter anderem die Wertschöpfungskette für Batterie-Rohstoffe in der EU profitieren. Drei dieser Projekte sind in Deutschland angesiedelt, ein viertes in Frankreich mit deutscher Beteiligung. Der Lithiumabbau in Zinnwald im Osterzgebirge ist nicht als strategisch eingestuft, begrüßt die Grüne Liga.

Zur Pressemitteilung der EU-Kommission
Aus dem EU-Parlament

In der Plenartagung vom 31. März bis 3. April fielen unter anderem folgende umweltrelevante Entscheidungen:

  • Die Abgeordneten haben einen Fahrplan zur Unterstützung energieintensiver Industrien beschlossen, der die Unterstützung der Dekarbonisierung, die Verringerung des Energiepreisgefälles gegenüber den EU-Wettbewerbern und die Sicherung von kritischen und sekundären Rohstoffen beinhaltet: Mitteilung.
  • CSRD/Nachhaltigkeit- und Sorgfaltspflichten: Die Anwendung neuer Regeln wird verschoben. Nach dem Rechtsausschuss JURI hat auch das Plenum für ein späteres Inkrafttreten für neue EU-Regeln zu Sorgfaltspflichten und zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gestimmt: Mitteilung.
  • Das Plenum hat seinen Jahresbericht 2024 zu Menschenrechten und Demokratie in der Welt angenommen und vor der sich verschlechternden Lage gewarnt. Die EU müsse universelle demokratische Werte und Grundsätze weiter verteidigen, so das Parlament.
  • Die Prioritäten im EU-Haushalt für 2026 lauten Resilienz und Vorsorge. Der EU-Haushalt 2026 soll die Verteidigungs- und Sicherheitskapazitäten, die politische und strategische Autonomie sowie den sozialen, wirtschaftlichen und territorialen Zusammenhalt stärken und Europa stabilisieren: Mitteilung.
  • Außerdem: Das Parlament hat ein neues Fischereiprotokoll mit Guinea-Bissau gebilligt.
Aktuelles aus dem EU-Parlament im Überblick
Umweltorganisationen sehen sich nach dem Europäischen Rat (EUCO) in Forderung nach verbindlichem Europäischen Ozeanpakt bestätigt

Nachdem die Staats- und Regierungschefs am 20. März (Schlussfolgerungen, Kap. VII) die lebenswichtige Bedeutung des Ozeans für Europas Widerstandsfähigkeit anerkannt haben, fordern Meeresschutzorganisationen einen „kühnen und verbindlichen“ Europäischen Ozeanpakt mit klaren Zielen für Kohärenz, Kontrolle und einen an Umweltstandards gekoppelten EU-Ozeanfonds. In seinen Schlussfolgerungen forderte der EUCO unmissverständlich die Stärkung der ökologischen Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes angesichts der dreifachen planetarischen Krise Klimawandel, Umweltverschmutzung und Verlust der biologischen Vielfalt. Dies sei ein klarer Auftrag an die Kommission.

Weiterlesen bei Oceana
Wasserresilienz verwässert – Umweltausschuss lässt Rückschritte zu

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments (ENVI) hat am 8. April über einen Berichtsentwurf zur bevorstehenden EU-Wasserresilienzstrategie abgestimmt. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Dürren, Überschwemmungen und zunehmender Wasserverschmutzung in ganz Europa hat der WWF die aktuellen Änderungsvorschläge kritisiert. So sei der Schwerpunkt auf naturbasierte Lösungen (NbS) und die Wiederherstellung von Ökosystemen stark abgeschwächt und stattdessen eine stärkere Abhängigkeit von grauer Infrastruktur und technischen Lösungen begünstigt worden. Voraussichtlich im Mai folgt die Abstimmung im Plenum.

Reaktion des WWF auf die ENVI-Abstimmung
Neue Gentechnik: Bündnis fordert Wahlfreiheit und Regulierung

„Kein Freiflug für Gentechnik“ – dies forderte Anfang April ein breites Bündnis aus mehr als 30 Verbänden und Unternehmen. Das Bündnis hat über 60.000 unterzeichnete Postkarten der gleichnamigen Aktion an das Wahlkreisbüro von Manfred Weber, den Vorsitzenden der EVP-Fraktion im Europaparlament, übergeben. Das Vorsorgeprinzip im EU-Gentechnik-Recht müsse erhalten bleiben. Derzeit laufen die Trilogverhandlungen zwischen Rat, Parlament und Kommission zum Thema. Wer mag, kann via E-Mail mit der Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft weiterprotestieren.

Zur Meldung von Demeter
 Zum Eintauchen: Neue Studien und Berichte
Rekord-Waldbrände in der Ukraine  

Laut einem Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) zur Waldbrandsaison 2024 verzeichnete die Ukraine mit fast einer Million Hektar verbrannter Fläche die schlimmste Brandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen – mehr als doppelt so viel wie in der gesamten EU. Die Brände konzentrierten sich entlang der Kriegsfront und zeigen, wie stark der russische Angriffskrieg ökologische Schäden verursacht. Insgesamt brannten 1,9 Millionen Hektar in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika, wobei Portugal, Türkei und Italien ebenfalls stark betroffen waren.

Zum JRC-Bericht
Windantrieb bringt maritime Energiewende voran

Eine Studie von Seas At Risk zeigt, dass der Einsatz von Windkraft auf existierenden großen Frachtschiffen die Treibstoffkosten jährlich um bis zu 500.000 US-Dollar senken und Emissionen um bis zu 12 Prozent reduzieren können. Windunterstützte Antriebe sind sofort verfügbar und könnten als Brückentechnologie helfen, das 2030-Ziel der Weltschifffahrtsorganisation IMO für klimafreundliche Energie zu erreichen. Seas At Risk fordert, Windkraft in den aktuellen IMO-Verhandlungen als zentrale Lösung zu verankern – inklusive CO₂-Abgabe, Fördermechanismen und Effizienzvorgaben.

Zu den Ergebnissen
Stromnetze sozial und zukunftsfest finanzieren

Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) hat analysiert, dass steigende Stromnetzkosten sozial ungerecht wirken und die Energiewende gefährden, wenn die Finanzierung nicht grundlegend reformiert wird. Statt pauschaler Subventionen brauche es langfristige Strategien wie öffentliche Infrastrukturfonds, stärkere staatliche Beteiligung und flexible, einkommensgerechte Tarife. FÖS fordert eine systemische Reform der Netzfinanzierung, um Kosten gerecht zu verteilen, Versorgungssicherheit zu stärken und Investitionen zukunftsfähig zu gestalten.

Zur FÖS-Studie
 

Kurz & Knapp: laufende Konsultationen/Feedbackmöglichkeiten

bis 12.04.: Gemeinsame Fischereipolitik – Bewertung

bis 17.04.: EU-Strategie für Biowissenschaften

bis 26.04.: Bericht 2025 der EU über die Umsetzung des Aarhus-Übereinkommens (2021-2025)

bis 30.04.: GreenData4All – aktualisierte Vorschriften über umweltbezogene Geodaten und den Zugang zu Umweltinformationen

bis 06.05.: Der nächste langfristige Haushalt der EU (Mehrjähriger Finanzrahmen, MFR) – Leistung des EU-Haushalts

bis 06.05.: Der nächste langfristige Haushalt der EU (Mehrjähriger Finanzrahmen, MFR) – Verwendung von EU-Mitteln zusammen mit Mitgliedstaaten und Regionen

bis 23.05.: Gruppenfreistellungsverordnung für den Kraftfahrzeugsektor – Evaluierung


Es lohnt regelmäßig ein Blick auf die Seite mit den laufenden Konsultationen der EU-Kommission: Have your say!
Auch die neue europäische Plattform für Bürgerbeteiligung wartet regelmäßig mit neuen Themen zum Mitmachen auf.

 
Aus dem Netz gefischt

  • Rat: Soil monitoring law: Council reaches deal with Parliament
  • EEB: Most urgent action on methane ignored in EU’s Vision for Agriculture
  • Euractiv: EU-Empfehlung für Krisenfälle: Bürger sollen Vorrat für 72 Stunden anlegen
  • IUCN: Invasive alien species and climate change 
  • EU-Kommission: Vertragsverletzungsverfahren: Drei Verfahren gegen Deutschland eingeleitet und Vertragsverletzungsverfahren im März: wichtigste Beschlüsse
  • CAN Europe: Delivering the EU’s Building Directive – A deep dive into enablers 
  • Legambiente: European Manifesto for a governance of glaciers and connected resources
  • Eurostat: Key figures on the EU in the world – 2025 edition 
  • BUND / Nitratinitiative: Vorschläge zum Düngerecht ignorieren europarechtliche Vorgaben und Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts

TERMINE

11. bis 12.04. Informelles Treffen der Wirtschafts- und Finanzminister*innen, Warschau

14.04. Rat für Auswärtige Angelegenheiten, Luxemburg

28. bis 28.04. Informelles Treffen der Umweltminister*innen, Warschau

05. bis 08.05. Plenarsitzung EU-Parlament, Straßburg

12. bis 13.05. Informelles Treffen der Energieminister*innen, Warschau
21. bis 22.05. Miniplenarsitzung, Brüssel
22.05. Wettbewerbsrat, Brüssel

 
Rechtliches

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